Wie es mit der medizinischen Versorgung von Migränepatienten in Europa aussieht, hat vor kurzem die Eurolight-Studie mit einer Querschnittanalyse untersucht. Rund 9’250 Menschen wurden in insgesamt zehn europäischen Ländern befragt. Erfasst wurden die Prävalenz von Migräne in der Bevölkerung, die Frequenz von Migräneepisoden und inwieweit medizinische Leistungen und Medikamente für die akute und präventive Behandlung in Anspruch genommen werden.
Die Ergebnisse werfen kein gutes Licht auf die aktuelle Situation: Zu wenige Migränepatienten finden den Weg zu einem praktischen Arzt. Umgekehrt gehen zu viele zu einer Fachärztin oder einem Facharzt, obwohl dies nur in schweren Fällen nötig wäre. Mit migränespezifischer Medikation schaut es generell schlecht aus, selbst bei jenen Betroffenen, die in Behandlung sind.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden in unterschiedlichen Zusammenhängen rekrutiert: In sechs Ländern (Deutschland, Italien, Litauen, Luxemburg, Niederland und Spanien) lief die Untersuchung bevölkerungsbasiert ab. In Frankreich, Grossbritannien und Österreich wurden Patienten mit verschiedensten Gesundheitsproblemen in Wartezimmern von praktischen Ärzten befragt. Weitere Daten kamen aus Irland, den Niederlanden und Spanien, wo Mitglieder von Selbsthilfegruppen im Bereich Kopfschmerz rekrutiert und befragt worden waren.
Zu wenige Migränepatienten finden den Weg zu einem praktischen Arzt.
38 Prozent der Befragten leiden an Migräne
Die Auswertung macht deutlich, wie weit Migräne verbreitet ist: Bei 3’466 Personen, also bei fast 38 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wurde mit Sicherheit oder hoher Wahrscheinlichkeit Migräne diagnostiziert. Davon waren 1’175 Personen, also ein Drittel, regelmässig von Migräne betroffen, und zwar mit mehr als fünf Tagen pro Monat. In Österreich waren es sogar über 40 Prozent. Zwischen 3,1 und 33,8 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten ihren Weg zu einem Facharzt gefunden. Diese Patienten erhielten die beste Akut- und Präventivversorgung. Bei ausschliesslicher Selbstmedikation war die Versorgung offensichtlich unzureichend; das traf bei immerhin bei 48 bis 84,2 Prozent zu. Für die grosse Zahl an Betroffenen fordert er eine abgestufte und koordinierte Versorgung, die von den Hausärzten als Erstansprechpartner über niedergelassene Neurologen bis hin zu einer ausreichenden Zahl spezialisierter Zentren reicht.