Herr Heiniger, warum engagieren Sie sich seit Juni 2019 für Spitex Schweiz?
«Die grosse Anerkennung der Pflege prägt den Start meiner Amtszeit – wunderbar» Ich will mich weiterhin für etwas gesellschaftlich Sinnvolles und Wertvolles engagieren. Die Spitex ist dies zweifellos. Sie garantiert den Menschen eine professionelle, menschliche und individuelle Rundumbetreuung, die für das gesamte Gesundheitssystem kostengünstig ist. Und ich bin der Überzeugung, dass die Zukunft unserer Gesundheitsversorgung integriert, flexibel und bedarfsgerecht sein muss. Die Spitex erfüllt das. Die Wichtigkeit der Spitex wird also immer weiter zunehmen, und es ist mir ein Anliegen, dafür zu sorgen, dass die Spitex-Mitarbeitenden ihre wertvolle Arbeit auch in Zukunft professionell und mit Herzblut ausüben können.
Was waren bisher die Höhepunkte Ihrer Amtszeit?
Die grosse Anerkennung der Pflege prägt meinen Start als Präsident. Sie freut mich. Und ihr schliesse ich mich an. Ich bin beispielsweise auch beeindruckt, mit welch grossem Engagement des Teams auf der Geschäftsstelle im Rahmen der COVID-19-Pandemie frühzeitig ein direkter Draht zum Bund und zur GDK etabliert werden konnte – gerade zu Beginn der Pandemie war dies enorm wichtig. Damals konnte Spitex Schweiz schnell mit Nachdruck auf die Bedeutung der Spitex hinweisen und unter anderem dafür einstehen, dass die Spitex in nationale und kantonale Krisenorganisationen aufgenommen und mit Schutzmaterial ausgerüstet wurde. Zudem hat Spitex Schweiz digitale Sitzungen mit Vertretungen aller Spitex-Kantonalverbände organisiert, um den wichtigen Austausch während der Pandemie zu ermöglichen.
Wie unermüdlich sich Spitex-Mitarbeitende auf allen Ebenen für die Bewältigung der Pandemie einsetzen, beeindruckt mich tief. Das wird herausragen in meiner Amtszeit – und dass die Pflege während der Pandemie die grosse Anerkennung erhält, die sie schon längst verdient, freut mich nachhaltig. Die Spitex hat sich endgültig etabliert als wichtiger Versorgungsgarant neben Spitälern, Arztpraxen und Pflegeheimen.
Was waren neben der Pandemie weitere grosse Herausforderungen Ihrer bisherigen Amtszeit?
Die COVID-19-Pandemie darf nicht von den anderen Herausforderungen im Gesundheitswesen ablenken. Ambulantisierung, Individualisierung und Flexibilisierung prägen die Zukunft der Gesundheitsversorgung. Diesen Trends müssen sich unsere Basisorganisationen genauso stellen wie der Dachverband, Spitex Schweiz. Und diese Entwicklung bringt eine Auseinandersetzung mit den Aufgaben des nationalen Verbandes, mit seiner Ausrichtung – kurz: mit seiner Strategie – mit sich. Ich freue mich, dass ich dazu beitragen konnte, dass die fundierte Diskussion über die strategische Ausrichtung des Dachverbandes gut rollt und hoffentlich erfolgreich ins Ziel geführt werden kann. Das ist in der vielseitigen, föderalistischen Schweiz ein besonders anspruchsvolles Unterfangen. Aber ich bin überzeugt: Wir schaffen das, alle Akteure zusammen. Eine Strategie weist nach vorn, was zur letzten Frage passt:
Was wünschen Sie Spitex Schweiz zum Jubiläum?
Ich wünsche dem Verband, dass er bis zum nächsten Jubiläum DIE Stimme und Marke in der ambulanten Pflege und Unterstützung bleibt. Damit er dies gewährleisten kann, muss er seine Strategie gut reflektieren: Wir wollen auch künftig dafür sorgen, dass die Spitex-Basis gute Rahmenbedingungen für die umfassende ambulante Gesundheitsversorgung aller Menschen antrifft. Die Nachfrage nach Spitex Leistungen wird aber laufend ansteigen, und damit wird sich auch die politische Auseinandersetzung um deren Finanzierung intensivieren. Umso wichtiger wird es künftig sein, dass die gesamte Spitex-Branche mit einer starken Stimme auftritt. Nur wenn wir alle in wichtigen Branchenthemen an einem Strang ziehen, erhält die Stimme der ambulanten Pflege das grösstmögliche Gewicht. Und nur wenn die Spitex gehört wird, kann sie künftig darauf zählen, dass all ihre qualitativ hochstehenden Leistungen korrekt, fair und ausreichend bezahlt werden.
Thomas Heiniger, Präsident seit 2019 Dr. iur. Thomas Heiniger, 63, hat ein Jurastudium mit Doktortitel absolviert, als Anwalt gearbeitet und war unter anderem von 2007 bis 2019 als Regierungsrat Vorsteher der Zürcher Gesundheitsdirektion. Bis April 2019 war er zudem Präsident der Schweizerischen Konferenz der Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK). Seit Juni 2019 ist er Präsident von Spitex Schweiz sowie des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK)
In einem Vierteljahrhundert haben verschiedene Personen Spitex Schweiz geprägt. Das «Spitex Magazin» hat mit einigen von ihnen gesprochen – mit bisherigen und aktuellen Präsidentinnen und Präsidenten sowie Geschäftsführerinnen genauso wie mit je einem Repräsentanten der Romandie, des Tessins und des Bundes. Sie alle erläutern, wieso sie sich für die Spitex engagiert haben oder engagieren, was die grössten Höhepunkte und Herausforderungen ihrer Amtszeit waren und was sie dem Verband zum Jubiläum wünschen.
Weitere Auszüge ersehen Sie in der Fachzeitschrift von Spitex Schweiz 5/2020 – 25 Jahre Spitex Schweiz