Am Universitäts-Kinderspital Zürich wurden Anfang August zwei Kindern biologisch abbaubare Herzimplantate eingesetzt. Sie dienen dazu, Löcher im Herz zu schliessen und lösen sich fast vollständig auf. Das ist eine Premiere in der Schweiz. Den beiden behandelten Kindern im Alter von vier und fünf Jahren geht es gut.
Beim Implantat der Schweizer Firma Carag AG handelt es sich um eine Art «Schirmchen», mit dem angeborene Defekte in der Vorhofscheidewand des Herzens verschlossen werden. Das Gerüst besteht aus Milchsäure, dazu kommen zwei dünne Kunststoffscheiben aus Polyester. Eingesetzt wird das Implantat mittels eines minimalinvasiven Herzkatherverfahrens. Innerhalb weniger Wochen ist es mit körpereigenem Gewebe bedeckt. Nach maximal zwei Jahren hat sich das Gerüst vollständig aufgelöst. Zurück bleiben dann die Kunststoffscheiben und die neu gebildete Scheidewand aus eigenem Gewebe.
Kein metallisches Fremdmaterial mehr im Herz
Diese Innovation stellt einen weiteren Meilenstein in der Behandlung angeborener Herzfehler im Kindesalter dar. Bisher bestanden die Implantate aus einer speziellen Metalllegierung, die in die Scheidewand des Herzens einwächst und zeitlebens dort verbleibt. Sehr selten kann das zu Allergien, Blutgerinnseln, Verletzungen am Herz oder Herzrhythmusstörungen führen. Auch stellen diese Implantate ein Hindernis für elektrophysiologische Katheterverfahren dar, mit welchen Herzrhythmusstörungen behandelt werden. Die neuen biodegradierbaren «Schirmchen» lösen quasi eine Selbstheilung im Herz aus, ohne dass metallisches Fremdmaterial zurückbleibt. Insbesondere für Kinder mit kleinen, wachsenden Organen ist das ein grosser Vorteil.
Noch weniger Komplikationen bei Eingriff erwartet
Durchgeführt hat die ersten beiden Eingriffe mit den neuen, biodegradierbaren «Schirmchen» Prof. Dr. Oliver Kretschmar, Chefarzt Kardiologie am Universitäts-Kinderspital Zürich. Die beiden behandelten Kinder konnten das Spital bereits zwei Tage nach der Implantation wieder verlassen, es geht ihnen sehr gut.
Beim Eingriff mittels Herzkatheter kommt es nur sehr selten zu Komplikationen. Oliver Kretschmar und sein Team gehen davon aus, dass das Verfahren dank der neuen Implantate noch sicherer wird.