Unter Telemedizin versteht man die Verwendung von Telekommunikationstechnologien zum Austausch medizinischer Information für Diagnostik, Konsultation, Therapie und Lehre. Die Teilnehmer sind dabei räumlich voneinander getrennt. Online- und Telefonberatungen spielen heute schon eine bedeutende Rolle.
Telemedizin ist ein sich rasch entwickelndes Gebiet in der Medizin. Mit dem technischen Fortschritt und der verbesserten Allgemeinbildung hat sich die Rolle des Patienten markant verändert. Vom passiven und abhängigen Empfänger einer medizinischen Behandlung entwickelt sich der Patient mehr und mehr zum aktiven, informierten und verantwortungsbewussten Teilnehmer im Gesundheitswesen. Online- und Telefonberatungen sowie Betreuungs-Systeme für chronisch Kranke spielen hier eine bedeutende Rolle. Sie kommen dem Trend der Entwicklung dieser neuen Patientenrolle – des patient empowerments – entgegen und tragen damit zur Mündigkeit des Patienten bei.
Frau Dr. Brockes, die Klinische Telemedizin bietet telemedizinische Dienstleistungen für Patienten und medizinische Laien an. Und Sie sind auch stark engagiert in der Forschung und der Ausbildung von Medizinstudenten, angehenden Fachärzten und in der ärztlichen Fortbildung. Ist der Bereich der Telemedizin nun auch Pflicht in der medizinischen Ausbildung?
Die Ausbildung «Klinische Telemedizin/E-Health» ist nicht Pflicht, sie stellt im Mantelstudium ein Wahlmodul dar. Die Beweggründe bei der Wahl dieses Moduls – ich habe soeben in der heutigen Vorlesung danach gefragt – liegen hauptsächlich darin, dass viele Studierende noch nicht viel darüber wissen, und weil Telemedizin immer mehr ein Thema wird. Viele haben dieses Wahlfach auch genommen auf Grund von Empfehlungen Dritter.
Das Fach wird bei den Prüfungen auch abgefragt?
Die Universität Zürich ist die einzige Institution, die so etwas weit und breit anbietet, und zwar im Rahmen des Medizinstudiums. Wir machen keine Prüfungen am Ende, sondern wir haben eine Trainingsplattform errichtet, auf der die Online-Fragen für die Studierenden zur Verfügung stehen. Als Aufgabe erhalten sie Fragen, die sie von zu Hause aus beantworten müssen. Das Wichtigste ist dabei nicht, dass deren Beantwortung medizinisch hundertprozentig top ist, sondern es geht darum: Wie ist das Gefühl, geht das überhaupt, kann ich das, Beratung auf Distanz, ohne dass der Patient vor mir sitzt? Wir haben dazu strukturierte Anleitungen entwickelt. Das ist der Kern dieses Ausbildungsmoduls, die telemedizinische Beratung.
Mit Privat-Dozentin Dr. med. Christiane Brockes, Leiterin Klinische Telemedizin, UniversitätsSpital Zürich, sprach Claude Bürki im Anschluss an eine Vorlesung.